Gerüste und Schalungen
Zwei kausale Komponenten
Gerüstmaterial und Geschichte
Anfang des 19. Jahrhunderts werden in den USA die ersten damals sehr hohen Bauwerke mithilfe von Stahlrohrkonstruktionen errichtet. Das ist die Geburtsstunde des Gerüstes.
Um 1930 kommt der neue Trend auch nach Europa und zeigt sich hier vor allem durch den Einsatz von Stahlrohrkupplungsgerüsten, die bis heute zur Anwendung kommen.
1952 wird in Deutschland das erste Systemgerüst produziert und vertrieben. Seither lassen sich Gerüstsysteme nach dem Baukastenprinzip verbinden und sind standsicherer, stabiler und schneller auf- und abzubauen. Diese neue Entwicklung hat erste Normen und neue Zulassungsrichtlinien zur Folge.
1998 wird der Gerüstbau zum Lehrberuf und ist seitdem Vollhandwerk.
2002 wird eine Betriebssicherheitsverordnung eingeführt, die den Gerüstbau nachhaltig verändert. Es müssen nun leichtere Gerüstbauteile und zusätzliche Sicherheitskomponenten verwendet bzw. eingebaut werden, was zu deutlichen Veränderungen in der Konstruktion und der Montageabfolge führt.
2003 treten europäische Normen an die Stelle der deutschen Normen, die allerdings Großteils auf den Inhalten der deutschen Normen basieren. Nicht durch die europäischen Normen abgedeckte Bereiche werden wiederum durch neue deutsche Normen geregelt.
Heute sind vor allem Wirtschaftlichkeit, Schnelligkeit, Nachhaltigkeit und eine hohe Lebensdauer zentrale Punkte in der Entwicklung von modernen Gerüsten.
Gerüstarten
Arbeitsgerüste sind - wie der Name schon sagt - dazu da, um auf ihnen zu arbeiten. Mögliche Einsatzorte dieser Baugerüste sind beispielsweise Baustellen, Gebäude, Industrieanlagen, Dächer, Fassaden etc. Die Gerüste müssen arbeitenden Personen, sowie deren Werkzeuge und das erforderliche Material tragen.
Betreffende Normen:
- DIN EN 12810 Fassadengerüste aus vorgefertigten Bauteilen
- DIN EN 12811 Temporäre Konstruktionen für Bauwerke
Schutzgerüste schützen entweder Personen vor einem möglichen Absturz oder vor abstürzenden Gegenständen. Spezielle Schutzgerüste sind zum Beispiel Fanggerüste, Dachfanggerüste, Schutzdächer, Schutzgitter und Schutznetze.
Betreffende Normen:
- DIN 4420 Arbeits- und Schutzgerüste
- DIN EN 12811-4 Temporäre Konstruktionen für Bauwerke
Fahrbare Gerüste (auch Rollgerüste oder Fahrgerüste genannt) stehen auf Rollen und können Dank diesen bewegt werden. Die mobilen Gerüste kommen dann zum Einsatz, wenn Gerüste an verschiedenen Stellen einer Baustelle benötigt werden.
Betreffende Normen:
- DIN 4420-3 Arbeits- und Schutzgerüste
Traggerüste dienen hauptsächlich der vorübergehenden Stützung von Bauteilen. Beispiele hierfür sind Absteifungen und Abfangungen, Stützen, Rahmenstützen und Profilträger.
Betreffende Normen:
- DIN EN 12812 Traggerüste – Anforderungen, Bemessung und Entwurf
- DIN EN 12813 Temporäre Konstruktionen für Bauwerke
Gerüstsysteme
Standgerüste werden generell am häufigsten eingesetzt, da sie einfach aufzubauen und vielseitig verwendbar sind. Sie benötigen eine tragfähige Unterkonstruktionen oder einen angemessenen Baugrund sowie Verankerungsmöglichkeiten an der Wand oder Fassade.
Hängegerüste sind an den einzurüstenden Bauwerken durch biegesteife oder biegeweiche Zugstäbe hängend angebracht und können bei Bedarf auch fahrbar ausgeführt sein. Sie finden dort Verwendung, wo aufgrund der Bodenbeschaffenheit, aus verkehrstechnischen Gründen oder aufgrund der Personensicherheit ein Standgerüst nicht einsetzbar wäre.
Auslegergerüste ragen aus dem betreffenden Bauwerk heraus, indem sie mittels Stahlprofil im Bauwerk befestigt werden. Sie dienen als Arbeits- oder Schutzgerüste, sind allerdings mittlerweile aus der Mode gekommen und werden nur mehr selten eingesetzt.
Alternativ dazu verwendet man heute
Konsolengerüste oder Modulgerüste, die als Arbeits- und Schutzgerüste an den betreffenden Bauwerken aufliegen und mittels Aufhängeschlaufen eingehängt werden. Auch diese Gerüste kommen dort zum Einsatz, wo die Verwendung von Standgerüsten nicht möglich ist.
Betreffende Normen:
- DIN EN 12811-1 Temporäre Konstruktionen für Bauwerke
Gerüsttreppen, Gerüstleitern und Treppentürme
Hier geht es um den sicheren Zugang zu Arbeitsplätzen auf Gerüsten. Nicht nur das Gerüst selbst, sondern auch die Treppe oder Schrägleiter dorthin unterliegt den Anforderungen des Arbeitsschutzes.
Zumeist erfolgt der Zugang durch Gerüstinnenleitern, die im Gerüst innen liegen und durch Durchstiegsöffnungen den Weg zur nächsten Ebene freigeben. Ist dies nicht möglich, greift man alternativ zu einer Gerüstaußenleiter, bei der eine maximale Aufstiegshöhe von 5 Metern erlaubt ist.
Treppentürme werden dann benötigt, wenn umfangreiche Arbeiten mit einer großen Menge an Material durchgeführt werden oder der Arbeitsplatz in über 10 Meter Höhe liegt. Treppentürme sind sichere Bauwerke, da man die nächsthöhere Ebene bzw. Etage ohne Übertritt in das Gerüst erreicht.
Die Gerüsttreppe ist die komfortable Alternative zur Gerüstleiter und ebenfalls sehr sicher und gut begehbar. Die Gerüsttreppe dient zusätzlich als Fluchttreppe.
Gerüstanhänger und Gerüsttransport
Für den Bauherren ebenso wichtig wie der ergonomische und wirtschaftliche Einsatz vor Ort ist der kostengünstige und prozesstechnisch vorteilhafte Transport der Gerüste. Mittlerweile gibt es spezielle Gerüst-Transport-Systeme, die sowohl für Hakenlift-Lkws als auch für Pkw-Anhänger eingesetzt werden können. Sie ermöglichen ein Absetzen des Transportcontainers als Ganzes, inklusive aller Gerüstelemente, Material, Werkzeug und Maschinen. Dies sorgt für reibungslose, schnelle Abläufe und Prozesse und verringert den Verkehr auf der Baustelle. Entwickelt wurden diese System u.a. von der renommierten Firma Dahm in Daleiden.
Gerüsthersteller in Deutschland
Firmensitz | Niederlande |
Gründung | 1994 |
Produktions- und Vertriebsstätten | Niederlande, Verkaufsstellen in Deutschland |
Altrad-Gruppe, ehem. Plettac AG
Firmensitz | mittlerweile Frankreich |
Gründung | 1962 |
Produktions- und Vertriebsstätten | 2 Standorte in Deutschland |
Peri Vertrieb Deutschland GmbH & Co KG
Firmensitz | Weißenhorn/Bayern |
Gründung | 1969 |
Produktions- und Vertriebsstätten | 21 Standorte in Deutschland |
Firmensitz | Güglingen-Eibensbach/Baden-Württemberg |
Gründung | 1945 |
Produktions- und Vertriebsstätten | 140 Standorte weltweit |
Firmensitz | Alsfeld/Essen |
Gründung | 1900 |
Produktions- und Vertriebsstätten | Polen, Ungarn, Russland, Schweiz |